Ethik und Philosophie als Prävention gegen Extremismus in Schulen

In Zeiten gewaltsamer Konflikte, wie dem zwischen Israel und Palästina, erleben wir oft eine Welle von Emotionen, Meinungen und leider auch extremistischen Tendenzen, die sich durch die Gesellschaft ziehen. Der Krieg ist nicht nur ein physisches Feld der Auseinandersetzung, sondern auch ein geistiges, in dem Ideologien aufeinanderprallen. Deshalb ist es von höchster Bedeutung, dass wir in unseren Schulen einen Raum für Ethik und das Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen schaffen.

Perspektivenvielfalt

Die Schule als Bildungseinrichtung hat die Verantwortung, junge Menschen nicht nur mit Wissen zu versorgen, sondern sie auch zu kritischen, reflektierten und empathischen Individuen zu formen. Die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen und philosophischen Disziplinen ermöglicht es den Schüler:innen, komplexe Situationen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, Argumente zu hinterfragen und die Vielschichtigkeit von Konflikten zu erkennen.

Wenn wir Philosophie und Ethik in den Schulen fördern, dann lehren wir Kinder und Jugendliche, dass es mehr als eine Wahrheit geben kann und dass der kritische Dialog ein Weg ist, Konflikte zu lösen. Wir befähigen sie, extremistische Ideologien zu erkennen und zu hinterfragen, weil sie gelernt haben, Argumente auf ihren Wahrheitsgehalt und ihre ethische Vertretbarkeit zu prüfen.

Die Macht der Frage

Das Philosophieren mit Kindern ermutigt sie, Fragen zu stellen, anstatt vorschnelle Antworten zu akzeptieren. Es lehrt sie, dass Unsicherheit und Zweifel Teil des Denkprozesses sind und dass es wichtig ist, ständig zu lernen und die eigenen Ansichten zu überdenken. In einer Welt, in der extremistische Gruppen oft einfache Antworten auf komplexe Fragen anbieten, ist es essenziell, dass junge Menschen die Fähigkeiten entwickeln, solche Angebote kritisch zu bewerten. Vor allem wird ihnen bewusst, dass oft eine gut gestellte Frage schon ausreicht, um einen Denkprozess in Gang zu bringen, der noch gar nicht unbedingt zu einer eindeutigen Antwort führen muss. Sie lernen das Unbeantwortbare auszuhalten und stehenzulassen. Dadurch entsteht nicht nur Toleranz dem Anderen gegenüber, sondern vor allem eine Art von Gelassenheit und Besonnenheit dem eigenen Urteil und Vermögen gegenüber.

Aushandeln von Werten

Zudem ermöglicht die Beschäftigung mit Ethik eine Auseinandersetzung mit grundlegenden menschlichen Werten wie Respekt, Gerechtigkeit und Frieden. In einer Zeit, in der die Nachrichten von Gewalt und Hass dominiert werden, ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche sich diese Werte in einem Aushandlungsprozess selbst erarbeiten und ihre Relevanz intrinsisch erkennen. Ein friedliches Zusammenleben muss immer demokratisch verhandelt werden - dies gilt es, in der Schule zu üben.

Um gegen Extremismus vorzubeugen, müssen wir unsere Jugend mit den Werkzeugen ausstatten, die es ihnen ermöglichen, sich gegen radikale Ideologien zu stellen. Das Philosophieren in der Schule bietet diese Werkzeuge, indem es den Schüler:innen beibringt, selbst zu denken, statt andere für sich denken zu lassen. Es lehrt sie, Empathie zu entwickeln und die Menschlichkeit in jedem Individuum zu sehen, ungeachtet ihrer Herkunft oder ihres Glaubens.

Ein neuer Grundstein

Indem wir Ethik und Philosophie in den Schulalltag integrieren, legen wir den Grundstein für eine Generation, die in der Lage ist, den Herausforderungen von Extremismus und Intoleranz mit Bedacht, Vernunft und Dialogfähigkeit zu begegnen. Es ist unsere Pflicht, sicherzustellen, dass unsere Kinder und Jugendlichen nicht nur für die Prüfungen der Schule, sondern auch für diese Prüfungen des Lebens gerüstet sind.

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